Sind Süßstoffe gesünder als Zucker?

In den Medien wird Zucker häufig als der schlimmste Bestandteil der Lebensmittel dargestellt. Übergewicht und Diabetes sind allgegenwärtige Gefahren der modernen Gesellschaft.

Aber bieten Süßstoffe wirklich die gesunde Alternative, wie man vielleicht vermuten möchte? Oder sind sie doch die krebserregenden Zusatzstoffe vor denen dann wieder andere Studien warnen?

Disclaimer

Zunächst einmal sollte klar gestellt werden, dass, obwohl Süßstoffe bereits seit längerer Zeit in den verschiedensten Lebensmitteln enthalten sind, der Forschungsstand noch relativ gering und definitiv nicht vollständig ist. Deswegen gilt: Alle hier vorgestellten Informationen und Daten sind ohne Gewähr und bieten keinesfalls eine Alternative zu einer Ernährungsberatung durch einen Arzt!

Überblick der Süßstoffe

Mittlerweile gibt es eine ganze Menge an verschiedenen synthetischen Stoffen zum süßen von Lebensmitteln. Hier sind einige weitverbreitete Beispiele:

  • Sucralose (E 955)
  • Aspartam (E 951)
  • Acesulfam (E 950)
  • Saccharin (E 954)
  • Steviosid/Stevia (E 960)

Da Süßstoffe einen deutlich stärkeren Effekt haben als Zucker (je nach Süßstoff: 35-3000x so süß) kann der teilweise doch vorhandene Kaloriengehalt vernachlässigt werden. Dieser beträgt beispielsweise bei Aspartam 4 Kalorien pro g.

Die Süße einer Süßstofftablette ist in der Regel ungefähr mit einem Teelöffel Zucker gleichzusetzen. Ein Teelöffel Flüssigsüße hat hingegen den Effekt von vier gehäuften Esslöffeln Zucker. Hierbei können Tabletten für heiße Flüssigkeiten genutzt werden. Flüssigsüße dagegen findet beispielsweise eher bei kalten Getränken, Müsli, kalten Milchspeisen, Quark, Dressings, Marmeladen, Gebäck und Obstsalat Verwendung.

Status quo

Der aktuelle Zuckerkonsum in Deutschland ist erwiesenermaßen zu hoch. Eine Empfehlung der WHO besagt: 10% der Energiezufuhr sollten aus sogenannten freien Zuckern kommen. Beispiele für freien Zucker sind Honig, zugesetzter Haushaltszucker oder Sirup und Fruchtzucker. Die empfohlene Gesamtmenge pro Tag beträgt 25-50g Zucker, wobei 50g wirklich die absolute Obergrenze markieren. Aktuell beträgt der Konsum von freien  Zuckern für die tägliche Energiezufuhr bei Männern allerdings 13%, bei Frauen 14% und bei Kindern bis zu 17% (besonders aus Süßigkeiten und Limonaden). Deswegen greifen bereits jetzt viele Menschen zu den sogenannten “zuckerfreien” bzw. “zuckerreduzierten” Varianten. Das Problem hierbei ist allerdings, dass es bei solchen Produkten häufig keine aussagekräftigen Mengenangaben des Süßstoffes gibt. Aber bieten sich Süßstoff-Produkte als gesunde Option an?

Vorteile

Der offensichtlichste Vorteil ist, dass Süßstoffe quasi keine Kalorien enthalten. Dadurch sind sie besonders beliebt bei Leuten die versuchen Gewicht zu verlieren. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung sieht Süßstoffe deswegen als positives Mittel zur Vermeidung von Übergewicht. Außerdem bieten sie eine Alternative für Diabetiker, da es nicht zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt. Dadurch lässt sich auch das Risiko für Herzkrankheiten senken.

Nachteile

Früher gab es verschieden Theorien, welche heute aber widerlegt wurden. Damit man aber nicht wieder und wieder auf diese Schlagzeilen hereinfällt, sind diese hier noch einmal aufgeführt.

“Der Mangel an Zucker führt dazu, dass später mehr gegessen wird. Durch eventuelle Heißhunger Attacken kommt es daraufhin zu einer verspäteten Gewichtszunahme.” Tatsache ist: Die Kompensation ist zwar etwas das auftreten kann, aber fällt zu gering aus, als dass es dabei zu einer signifikanten Gewichtszunahme kommt.

Jedoch gibt es andere Effekte, die tatsächlich eintreten können und deshalb Beachtung finden sollten. Süßspeisen können den Bezug zum Kaloriengehalt verlieren. Dadurch kann es eventuell zu einem unbedachten Konsum von Süßspeisen kommen. Ein weiterer Nachteil ist außerdem, dass Süßstoffe deutlich süßer schmecken als normal üblicher Zucker. Das hierbei vorhandene Risiko ist, dass sich besonders Kinder schnell an diesen süßen Geschmack gewöhnen könnten. Dadurch vermeiden sie unter Umständen andere Lebensmitteln mit bitterem, saurem, oder weniger süßem Geschmack. Das widerspricht selbstverständlich einer ausgewogenen und gesunden Ernährung.

Forschung

Obwohl Süßstoffe seit langem im Gebrauch sind, kommt es seit geraumer Zeit zu einer Zunahme von Diabetes und Fettleibigkeit (besonders bei Kindern). Dies widerspricht der Annahme, dass Süßstoffe zu einer gesünderen Lebensweise führen. Aus diesem Grund, wird auch weiterhin viel an Süßstoffen und deren Wirkung geforscht. Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat noch weitere problematische Entwicklungen beim Süßstoffkonsum feststellen können. In dieser Studie wurden Ratten mit Zucker oder eben mit Aspartam beziehungsweise Acesulfam gefüttert. Nach einer gewissen Zeit ließen sich Unterschiede in der Fettverarbeitung feststellen und es wurde Acesulfam im Blut nachgewiesen.

Die daraus resultierende Theorie war, dass Süßstoffe eine schädigende Wirkung auf Blutgefäßzellen besitzen. Dies ist allerdings bisher nur in Laborversuchen aufgetreten. Weitere Mängel dieser Studie sind, dass Tierversuche noch viele Fragen offen lassen und Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind.

Außerdem wurden in dieser Studie nur zwei Süßstoffe untersucht, Sucralose, Stevia und Saccharin sind ebenfalls weit verbreitet und unterscheiden sich stark von den getesteten Süßstoffen. Gegenwertig ist der weitere Gebrauch also erlaubt, jedoch müssen Süßstoffkonsumenten eventuelle Veränderungen im Fett- und Energiestoffwechsel in Kauf nehmen. Außerdem sollte natürlich immer die empfohlene Höchstdosis beachtet werden.

Krebserregend?

Der bisherige Wissensstand lässt keine Belege für die weitverbreitete Vermutung zu. Die Theorie wurde basierend auf mittlerweile widerlegten Forschungen mit Cyclamat aufgestellt und berief sich auf Einzelfälle.

Empfehlung

Der moderate Konsum von Süßstoffen ist laut aktuellem Wissensstand kein Grund zur Beunruhigung. Bestenfalls sollte Süßstoff allerdings nur als Übergangsprodukt genutzt werden, um generell vermehrt den Konsum von Süßem zu reduzieren. Außerdem ist es gut zu wissen, dass auch Zucker in geringen Mengen nicht gesundheitlich schädlich ist. Süßstoffe können zwar Zucker ersetzen und unter Umständen zum Abnehmen geeignet sein, sollten aber aufgrund des mangelnden Forschungsstandes nur in Maßen konsumiert werden. Besser ist selbstverständlich der Umstieg auf generell weniger Süße.

Fazit

Aspartam wird beispielsweise seit mehr als 30 Jahren bei Menschen und Tieren untersucht. Laut derzeitigem Wissensstand gilt dieser Süßstoff mit den empfohlenen Mengen als unbedenklich konsumierbar. Nichtsdestotrotz sollte man immer auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten, und sowohl Zucker als auch Süßstoffe nur in geringen Mengen in seine tägliche Ernährung integrieren.

Quellen

https://www.zavamed.com/de/suessstoffe-gesund-oder-schaedlich.html

https://www.tagesspiegel.de/wissen/zuckerersatz-suessstoffe-sind-schaedlich-zumindest-fuer-ratten/21201044.html

https://www.gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/suesses/suessstoffe-die-kalorienfreie-alternative