Geboren um zu Laufen?

Einfach drauf loslaufen und egal bei welcher Distanz oder welchen Streckenbedingungen nie Angst vor Verletzungen oder Überlastung haben – das wäre bestimmt der Traum einiger Läufer (und definitiv einer meiner Träume)!

Und tatsächlich gibt es eine Gruppe von Menschen, bei denen es genau so “läuft”: die Tarahumara in Mexiko. Um genau die geht es auch im Buch “Born to Run” von Christopher McDougall. Nachdem ich es vor ein paar Tagen zu Ende gelesen habe und das Buch nur empfehlen kann, möchte ich es heute kurz vorstellen.

Hier läuft Scott Jurek (Ultra-Runner) an der Seite von Tarahumara-Läufer Arnulfo Quimare. Gut zu sehen sind die traditionellen Sandalen und Kleidung der Raramuri, welche häufig aus Autoreifen gefertigt werden. [Bild Credits am Ende des Textes]

Auf dem Weg zu den Tarahumara

McDougall beginnt das Buch mit einer Schilderung seiner eigenen Laufgeschichte. Diese ist bereits von Beginn an dadurch gezeichnet, dass er häufig von Schmerzen und Problemen geplagt ist. Auf der Suche nach einer Lösung stößt er auf die Tarahumara, welche sich selbst “Raramuri” nennen, was so viel bedeutet wie “Jene, die schnell laufen”. Dort sucht man vergeblich nach “westlichen” Krankheiten wie Herzkreislaufproblemen oder Gelenk- oder Bandverletzungen – und das, obwohl sie teils mehrere hundert Kilometer am Stück laufen. Selbst in deren Kultur spielt das Laufen eine große Rolle, beispielsweise beim Rarájipari (“Spiel des Lebens”). Dort treiben zwei Teams einen kleinen Ball durch den mexikanischen Dschungel und die Canyons.

Die Geschichte des “Ultra”-Sports

Nachdem er seinen ersten Kontakt mit den Tarahumara geschildert hat, kommt McDougall zu einer Beschreibung der Entstehung des Ultramarathons. Darauf folgen die ersten Ultra-Wettkämpfe, bei denen die Tarahumara (teils sehr erfolgreich) teilnahmen. Teil dieser Veranstaltungen ist auch der “Leadville Trail 100”, welcher quasi den Durchbruch der Raramuri in die Öffentlichkeit darstellt. Nach ein paar kurzen Portraits verschiedener Ultra-Athleten, Trainer und Laufteams schließt McDougall den Rückschluss, dass die “Liebe zum Laufen” ein besonders ausschlaggebender Faktor für Gesundheit, Kraft und Ausdauer darstellt.

Die Evolution (des Laufschuhs)

Genau in Bezug auf die Gesundheit skizziert der Autor daraufhin die Evolution des Laufschuhs. Die Entwicklung hin zu immer robusteren und noch stärker gepolsteteren Laufschuhen hat laut ihm dazu geführt, dass Läufer häufiger verletzt sind. Diese Behauptung wird durch Studien gestützt, die belegen, dass teure Schuhe nicht unbedingt mit geringerer Verletzungsrate zusammenhängen. Seiner Meinung nach sind “Human Beings […] designed to run without shoes”. Des Weiteren stellt McDougall die Behauptung auf, dass der Mensch evolutionär zum Zweibeiner geworden ist, um längere Distanzen laufen zu können. Dies hilft bei der sogenannten “Hetzjagd”, wo Tiere bis zu deren totaler Erschöpfung verfolgt werden. Das ausgewählte Opfer bricht dann von selbst zusammen und kann erlegt werden. Allerdings ist das nur eine von mehreren Theorien, warum der Mensch auf zwei Beinen läuft.

Ein Tarahumara Mädchen verkauft Schmuck am Straßenrand. Die Raramuri laufen meist auch in traditioneller Kleidung.

Fazit

Das Ende will ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen. Das Buch ist aber definitiv sehr lesenswert und interessant! Allerdings wird Laufen teilweise als Allzweck-Heilmittel propagiert, was meiner Meinung nach hin und wieder etwas dick aufgetragen wirkt. Allerdings bin ich selbst ja auch ein großer Fan von Laufen (siehe “Run365”-Challenge), weswegen mir das Buch auch gut gefallen hat!

Eine Empfehlung für Läufer ist selbstverständlich, da diese hier vielleicht noch den ein oder anderen Tipp mitnehmen können.
Aber auch für Nicht-Läufer ist es empfehlenswert, da das Buch die Entwicklung des modernen Laufens spannend aufzeigt. Gleichzeitig liefert es interessante Einblicke in die Geschichte der Tarahumara, deren Probleme durch die Kolonialisierung durch westliche Menschen und Kulturen. Auch die Evolution des Laufens und dessen Wichtigkeit für den Menschen sind etwas, das auch für Nicht-Läufer sowohl relevant als auch interessant ist! Alles in allem also eine klare Empfehlung!

Daten zum Buch (nicht bezahlte Werbung)

Titel: Born to Run: The Hidden Tribe, the Ultra-Runners, and the Greatest Race the World Has Ever Seen
Autor: Christopher McDougall
ISBN-13: 978-1861978776

Bild-Credit

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