Barfußschuhe – die Lösung für alle Fußprobleme?

Zunächst einmal ein paar eindrucksvolle Zahlen gleich zu Beginn: Als Kind besitzen 98% der Menschen noch gesunde Füße. Im Erwachsenenalter trifft dies nur noch auf gerade mal 30% der Bevölkerung zu.

Diese Werte stammen vom Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie. Hier ist also der Beleg, dass wir irgendwann im Laufe unseres Lebens einen Wandel durchmachen, der unsere Fußgesundheit negativ beeinflusst. Einer der größten Unterschiede ist die Wahl des Schuhwerks. Während wir als Kinder noch viel barfuß laufen und unseren Füßen so genug Platz zur Entwicklung lassen, schränken wir diese Freiheit im Erwachsenenalter stark ein!

Egal ob enge Arbeits- oder billige Alltagsschuhe – unsere Fußgesundheit wird bei der Wahl meist nicht berücksichtigt. Die wichtige Frage ist jetzt allerdings: Sind Barfußschuhe die einfache Lösung für all diese Probleme? Dem gehe ich im heutigen Artikel auf den Grund!

Konzept

Auf der Internetseite von Vivobarefoot (dem Hersteller des Barfußlaufschuhs, welchen ich verwende) finden sich folgende Eigenschaften, die ihre Barfußschuhe von anderen, „normalen“ Schuhen unterscheiden:

  • „Flach“: Das bedeutet, dass die Schuhe keine Sprengung (erhöhte Ferse) besitzen, sondern der Fuß in Neutralstellung flach auf dem Boden aufliegt. 
  • „Sensibilisierend“: Die flache Sohle ist im Gegensatz zu den meisten anderen Schuhen sehr dünn, wodurch die Nerven im Fuß deutlich mehr Informationen über den Kontakt zum Boden aufnehmen können.
  • „Flexibel“: Die meisten Barfußschuhe lassen sich in alle Richtungen drehen und drücken, wodurch der Fuß viel Bewegungsspielraum hat.
  • „Durchstichfest“: Dieser Punkt ist sehr selbsterklärend, da trotz der geringen Dicke ein penetrieren der Sohle nicht leichter ist, als bei „normalen“ Schuhen.
  • „Bequem“: Der meiner Meinung nach wichtigste Punkt ist, dass die Barfußschuhe im Bereich der Zehen deutlich breiter sind. Dies verhindert ein Zusammenquetschen der Zehen und gibt diesen viel Freiraum.
In regulären Schuhen werden die Füße stark eingeengt

Mit all diesen Eigenschaften ist das Ziel der Barfußschuhe schnell klar: Sie sollen das Gefühl von barfuß laufen möglichst sicher und realistisch imitieren. Dadurch vereinen sie die Vorteile beider Bereiche! Der Fuß ist relativ sicher vor Verletzungen durch den Boden, man kann sich aber trotzdem noch gesund und viel bewegen.

Vorteile von Barfußschuhen

Wegen der, im Vergleich zu regulären Schuhen, geringeren „Unterstützung“ wird die Fußmuskulatur stärker beansprucht. Dadurch soll der Fuß kräftiger und weniger anfällig für Verletzungen werden. Auch führt der Mangel an Fersenpolstern zu einer Anpassung des Laufstils. Dieser ist nämlich in regulären Schuhen nicht so, wie er sich evolutionär entwickelt hat. Aufgrund unserer Physiologie und Anatomie sollten wir nicht zuerst mit der Ferse, sondern mit dem Mittel- oder Vorderfuß auftreten. Wenn man dies einmal durch barfuß laufen testet, zeigt sich schnell, dass ein Auftreten mit der Ferse unangenehm ist und zu Schmerzen führen kann. Da die Barfußschuhe keine zusätzliche Polsterung im hinteren Bereich des Fußes besitzen, führt dies zu einer automatischen Rückkehr zum natürlichen Laufstil.

Gut zu sehen ist hier die flache Sohle

Nachteile

Da die Füße in regulären Schuhen nur wenig gefordert werden, braucht es nach dem Wechsel zunächst einmal eine gewisse Eingewöhnungszeit. Die Muskulatur muss auf einmal deutlich mehr arbeiten, was zu Muskelkater in Füßen und Beinen führen kann. Diese Tatsache sollte vor allem beim Joggen und Laufen berücksichtigt werden. Am Anfang ist es deswegen sinnvoll die Barfußschuhe nur jedes zweite Mal oder nur mit Pausen anzuziehen, um die Fußmuskulatur langsam einzugewöhnen. Bei längeren Läufen ist es generell empfehlenswerter, Schuhe mit zumindest geringer Polsterung anzuziehen, außer man hat sich bereits vollständig an das Gefühl von Barfußschuhen gewöhnt.

Und selbstverständlich sind auch Barfußlaufschuhe kein Allheilmittel. Wenn beispielsweise bereits seit längerer Zeit eine Fuß-Fehlstellung vorliegt, kann vermutlich auch der Wechsel zu Barfußschuhen diese nicht auf einmal korrigieren.

Eigene Erfahrung

Wem es noch nicht klar geworden ist, ich persönlich bin ein Fan von Barfußschuhen! Lange Zeit hatte ich regelmäßig Probleme mit meinen Füßen, besonders bei längeren Läufen. Egal ob Schmerzen in den Sehnen, Blasen an den Füßen oder wunde Zehen, aufgrund der engen Passform – alles war dabei. Dann habe ich mich Ende letzten Jahres für die Barfußlaufschuhe „Primus Lite II“ (VPLII) entschieden und kaum 2 Wochen später waren so gut wie alle meiner Beschwerden verschwunden und kamen bis jetzt auch nicht wieder. Zugegebenermaßen hatte ich nach dem ersten Lauf brutalen Muskelkater in den Waden, aber das ist jetzt nach den jetzigen Läufen nicht mehr der Fall. Aktuell nutze ich die VPLII für meine Regenerationsläufe oder Einheiten bis maximal 10-14 Kilometer, da ich für längere Strecken immer noch meine gepolsterten Saucony Fastwitch 9 bevorzuge. Aber allein aufgrund der verschwundenen Schmerzen kann ich Barfußschuhe nur empfehlen!

Die Zehen haben deutlich mehr Platz

Quellen:

https://www.bvou.net/gesunde-fuesse-starke-kinder/

https://www.fitforfun.de/news/barfussschuh-gesunder-trend-oder-eine-qual-fuer-die-fuesse-302012.html

https://praxistipps.focus.de/barfussschuhe-so-gesund-sind-sie-wirklich_104357